Samstag 30. Juni 2001

Um viertel vor sieben werde ich durch das Klatschen bon schweren Regentropfen auf dem Zeltdach geweckt. Oh Mist! Die ganzen Klamotten sind draußen zum Trocknen!

Ich also nix wie raus aus dem Zelt und die Schuhe und Socken und Shirts ins innere des Zeltes geschafft. Zum Glück gat es gerade erst angefangen und die Kleidung ist noch relativ trocken. Danach gehe ich wieder ins Zelt um weiterschlafen.

Um halb zehn stehe ich dann auf. Alle Glieder schmerzen, aber das Schwächegefühl ist weitestgehend weg. Dafür habe ich mal wieder Kopfschmerzen. Also erst mal wieder ein Aspirin eingeworfen. Danach gehe ich ins Lager zum Frühstücken.

Auf dem Benzinkocher steht schon ein Topf mit heißem Tee. Genau das richtige in der Früh. Zum essen gibts Müsli.

Nach dem Frühstück packen wir zusammen und machen uns fertig für den Weitermarsch.

Gegen halb 12 brechen wir auf. Zunächst geht es quer durchs Gestrüpp in Richtung des Berges, den wir als erstes überwinden müssen. Immer wieder rutsche ich auf den Ästen und Zweigen ab und mehrmals stürze ich, aber zum Glück passiert nichts ernsteres als ein paar Schrammen.

Inzwischen scheint die Sonne und mir wird bald so heiß, daß ich das Hemd ausziehe und im T-Shirt weitergehe. Fließend geht der Anstieg durch das Buschland in die Bergbesteigung über.

Langsam bekomme ich ernsthafte Probleme das Gewicht meines Rucksacks den Berg hinauf zu stemmen. Da wird der Anstieg plötzlich durch einen querenden Bach unterbrochen. Wir müssen in die Schneise die der Bach in den Berghang geschnitten hat hinabsteigen und den Bach überqueren. Zum Glück ist der Bach nicht sehr breit und führt auch nicht viel Wasser, so daß wir ihn problemlos überqueren können.

Aber dahinter geht es nun steil den Hang hinauf. Ich muß immer häufiger rasten, da ich den Anstieg sonst nicht schaffe. Bergtouren mit Marschgepäck sind für mich was neues. Durch diese Pausen verliere ich bald den Anschluß an die Truppe und schließlich steige ich alleine den Berg hinauf. Schritt vor Schritt und Fuß vor Fuß...


Mittagspause am Gipfel

Und immer wieder eine kurze Verschnaufpause. Längst sind die anderen außer Sicht. Nach ca. einer Stunde merke ich plötzlich, daß ich mich verstiegen habe und in einem Geröllfeld festsitze. Jeder Schritt bringt die Gefahr mit sich, daß das ganze Geröllfeld abrutscht. Langsam kämpfe ich mich quer zum Geröllfeld auf festes Gelände durch, da sehe ich, wie mir Jöckel entgegenkommt. Er hilft mir schließlich aus dem Geröllfeld heraus und nimmt mir meinen Rucksack ab. Seinen hat er oben am Kamm abgelegt. Wenige Minuten später erreichen auch wir den Gipfel, auf dem die anderen auf uns gewartet haben. Schon etwas peinlich, wenn man das schwächste Glied darstellt.

Jetzt machen wir erst mal Mittagspause. Es gibt Salami und Käsebrot und heiße Brühe. Danach gehts mir schon wieder viel besser. Wir sind jetzt ca. zweieinhalb Stunden unterweges und haben das schlimmste Stück, die 500 Höhenmeter geschafft. Nach dem Essen geht es zwar immer noch aufwärts, aber nicht mehr ganz so steil, an einem Seitengipfel vorbei. Hier kann ich gut mit den anderen mithalten, obwohl meine Beinmuskulatur immer noch bei jedem Schritt protestiert.

Schließlich haben wir den höchsten Punkt des heutigen Tages erreicht: den Paß in das nächste Seitental. Von hier an gehts nur noch bergab. Wir rasten kurz und Erich hat die geniale Idee, den Abstieg etwas einfacher zu gestalten. Diese führt nämlich über ein ca. 1 km langes Schneefeld. Er schnappt sich eine der Plastikplanen, mit denen wir normalerweise das Lager gegen Regen und Wind schützen und breitet es am Boden aus. Nun können wir unsere Rucksäcke daraufausbreiten und haben auf diese Weise einen Schlitten, auf dem wir das Gepäck bequem hinter uns herziehen können. Eine Riesengaudi!


Doch jedes Vergnügen ist einmal zu Ende. Unten müssen wir die Rucksäcke wieder umschnallen und weitermarschieren. Über Marschland mit Sümpfen und Buschwerk. Aber es geht wenigstens sanft bergab. Nachdem wir so eine ganze Weile (ca. 1 Stunde) dahingegangen sind, quert plötzlich wieder ein Bach unseren Weg. Wir müssen ein gutes Stück zurückgehen, um einen Übergang zu finden.


Ganz trockenen Fußes gelingt uns das Übersetzen jedoch nicht und ich habe Wasser in den Schuhen. Hoffentlich geht das bis morgen wieder raus...


Wieder einmal muß ein Bach überquert werden

Nach dem Bach geht es noch ein gute Stunde weiter bergab, bis wir an ein weiteres Hindernis geraten, das uns veranlaßt hier erst mal das Lager aufzuschlagen und morgen weiter zu gehen: Ein weiterer Bach kreuzt unseren Weg, dieser hat es aber geschafft, einen über 200 Meter breiten und über 100 Meter tiefen Canyon zu graben. Wir schlagen die Zelte auf und breiten das Lager vor, fürs Abendessen. Heute soll es Risotto mit Pilzen geben. Und ich hab einen Hunger...!

Doch noch während wir beim kochen sind, schlägt das Wetter plötzlich um und dicke Wolken drängen sich über den benachbarten Bergrücken. Da keine Bäume in der Nähe sind, tapen wir die Skistöcke der Truppe zusammen, um eine Abspannung für die Plane zu bekommen. Drei weitere Stöcke dienen als Riesenheringe, um die Plane im Boden zu verankern.

Und wirklich, als wir gerade essen, fängt es an zu regnen. Also drängen wir uns unter der Plane. Das Risotto ist lecker! Selten so Hunger gehabt. Danach gehe ich gleich ins Zelt, um meinen Muskeln die verdiente Erholung zu gönnen. Es ist inzwischen auch schon nach 22 Uhr...

Plötzlich setzt der Regen richtig heftig ein. Nun kommt auch Moni ins Zelt. Es regnet so heftig, daß wir fast kein Wort mehr verstehen können. Ich schreibe noch kurz mein Tagebuch, dann ab in die Heia!