Freitag 29. Juni 2001

Um 9 Uhr ertönt der Weckruf. In der Nacht hat es kräftig geregnet und gestürmt, aber im Zelt ist alles trocken geblieben. Jetzt ist es immer noch windig. Zum Frühstück gibt es Müsli mit Tee. Ein paar Orangen frischen das Ganze auf. Danach packen wir unser Gepäck zusammen.

Jeder von uns muß ein Teil der Vorräte transportieren. Das sind ca. 5 kg Extragewicht für jeden von uns. Der Rucksack fühlt sich an, also ob er mit Steinen gefüllt wäre. Um viertel nach elf gehts es los. Zunächst durch das Delta, das den Lowell Lake einrahmt und dann zügig die Felswand des Mount Goathard hinauf.



Während des Aufstiegs haben wir einen phantastischen Ausblick auf den Lowell Gletschers die umgebenden Berge, sowie den Alsek River. Je höher wir kommen, desto beeindruckender ist der Anblick.

Nach ca. 3 Stunden und 700 Höhenmetern - noch keine wesentlichen Entfernungskilometer - machen wir eine kurze Rast und kochen mit dem Benzinkocher Tee und essen Brote. Von unserem Rastplatz aus haben wir einen phantastischen Ausblick auf den Lowell Gletscher.


Nach 3 Stunden machen wir Rast und kochen Tee und essen Brote

Danach geht es weiter den Berg hinauf, weitere 800 Höhenmeter bis zum Pass ins nächste Tal, in dem wir heute campieren wollen. Aber bis dahin dauert es noch etwas...


Beim Anstieg ist es faszinierenderweise so gewesen, daß das arktische Klima der Gletscherregion in dem nur wenig Vegetation zu finden war mit jedem überwundenen Höhenmeter mehr gegen ein Gebirgsambiente mit Büschen und Sträuchern und in höheren Höhen Heidekraut, Flechten und Hochgebirgsflora eingetauscht haben.


Beinahe hätte ich diese Schneehuhn ihrem Küken (auf dem Rücken) übersehen

Total erschöpft (jedenfalls ich - die meisten anderen sind geübte und erfahrene Alpinisten) kommen wir schließlich aber oben am Kamm an. Nach einer kurzen Rast geht es auf der anderen Seite wieder hinab, über ein Geröllfeld, das schließlich in ein Schneefeld übergeht. Aber wenigstens geht es abwärts!


Oben am Kamm machen wir Rast, bevor wir uns wieder an den Abstieg auf der anderen Seite machen

Wir folgen dem Talvelauf auf mittlerer Hanghöhe immer tiefer gehend. Unser Ziel ist die Kreuzung, bzw. der Zusammenfluß zweier Bäche. Aber bis wir dort sind vergehen noch ein paar Stunden. Meine Füße schmerzen von der ungewohnten Anstrengung. Hoffentlich bekomme ich wenigstens keine Blasen...

Gegen 19 Uhr kommen wir endlich bei der Bachkreuzung an. Nun wartet eine weitere Herausforderung auf uns: Das Lager soll auf der anderen Bachseite aufgebaut werden. Um hinüberzukommen entledigen wir uns unserer Stiefel, Strümpfe und Hosen und vertauschen diese gegen unsere Neoprensocken und Sandalen. Und nun gehts durch den Fluß - nur gesichert durch ein Seil, an dem wir uns festhalten können, um im Notfall zu verhindern, daß wir weggespült werden. Das Seil spannen Andi und Erich über den Fluß. Na hoffentlich falle ich nicht, sonst geht meine Fotoausrüstung im wahrsten Sinne des Wortes den Bach hinunter. Aber alles geht gut.

Das Wasser reicht zwar bis fast zur Unterhose, aber wir kommen alle relativ problemlos drüben an. Jetzt erst mal wieder in die Klamotten gestiegen und dann wartet die letzte Herausforderung des heutigen Tages auf uns: Der Anstieg des gegenüberliegenden Hanges (ca. 100 Meter) über einen Quellfluß. Aber das ist auch irgendwann geschafft. Leider steht die Hochebene unter Wasser, so daß wir noch ein paar hundert Meter weiter gehen müssen, bis wir festen Grund erreichen und unsere Zelte aufstellen können.



Ein Blick in die Karte ist ernüchternd: zwar haben wir viele Höhenmeter überwunden, aber nur ca. 5 Entfernungskilometer. Und 66 Kilometer sind es insgesamt. Morgen geht es als erstes wieder 500 Meter nach oben. Mal sehen, wie lange wir dafür brauchen werden.

Zum Abendessen gibts heute Spagetti Carbonara. Damit wird unser Gepäck schon etwas leichter. Überhaupt mit jeder Mahlzeit verlieren wir etwas Gewicht.

Meine Beine bekommen Krämpfe, wenn ich sie nicht ganz durchgestreckt lasse. Da ich fix und fertig bin und lege mich kurz nach 21 Uhr ins Zelt zum Schlafen. Morgen ist wieder ein weiterer harter Tag.