Donnerstag 28. Juni 2001

Um halb acht läßt Andi seinen Weckruf erschallen und wir versammeln uns alle im Lager. Das Wetter ist grau in grau. Also leider bei weitem nicht so schön wie gestern. Und dabei soll heute nochmal ein etwas rauheres Stück kommen. Da wäre Sonne nicht schlecht, da so die ins Boot schwappenden Wellen sicherlich für kühlere Stimmung sorgen werden. Zum Frühstück gibts heute Pfannkuchen mit Marmelade. Und natürlich wie immer Müsli, Joghurt usw...

Bereits um 10 Uhr sind wir heute mit Zusammenräumen fertig und mit den Booten auf dem Fluß unterwegs. Anfangs gehts mit der gleichen Geschwindigkeit wie gestern den Fluß hinunter. Nur minimale Korrekturen sind nötig um in der Hauptströmung zu bleiben. Dann, kurz vor 12 Uhr kommen wir wie erwartet in rauhere Gefilde. Nun schnappt auch immer wieder Wasser ins Boot und dieses ist empfindlich kalt! Immer wieder münden Schmelzbäche in den Fluß. Plötzlich weht uns auch eine steife Briese entgegen, die sich offensichtlich an der kalten Wasseroberfläche abgekühlt hat und nötigt uns die Ohren mit Kaputzen zu schützen.

Schließlich ist es geschafft und wir erreichen den Lowell Lake und mit diesem öffnet sich uns der Blick auf den gigantischen Lowell Gletscher! Dieser hat früher hier den Fluß aufgestaut, heute kalbt er jedoch nur noch regelmäßig in den Alsek, ohne diesen zu blockieren. Am Rand kann man aber noch die Muränen des alten Gletscherverlaufs erkennen.







Wir fahren in das Gletschergebiet ein, vorbei an mehreren treibenden Eisbergen bis fast an die Gletscherwand. Andi will besonders gelungene Fotos aus einer erhöhten Position schießen und besteigt einen der treibenden Riesen. Mehrmals gleitet er mit seinen Gummistiefeln auf dem glatten Eis aus und rutscht mehrere Meter zurück.


Mit rutschigen Gummistiefeln wagt Andi den Aufstieg auf einen treibenden Eisberg

Aber schließlich hat er doch fast den Gipfel erreicht. Der Eisberg schwankt trotz seiner gewaltigen Größe ziemlich hin und her - es bleibt unklar, ob durch die Klettertour von Andi ausgelöst oder durch Strömungsschwankungen.

Nach diesem Exkurs folgen wir den Kanadiern zur Gletscherwand und schießen hier noch ein paar spektakuläre Fotos.

Gegen 14 Uhr verlassen wir das Gletschergebiet und fahren zur dem Gletscher gegenüberliegenden Flußseite und schlagen hier unser Lager auf. Um 18 Uhr soll hier der bestellte Helikopter eintreffen und unsere Boote und unser überflüssiges Gepäck ausfliegen. Im Gegenzug soller er uns neue Vorräte und unsere Rucksäcke bringen.



Unser Lager ist umgeben von angespültem Treibholz. Auch unser Lager wirkt irgendwie wie angespült..


Schuhe wechseln, ohne sich die Füße schmutzig zu machen!


Bevor der Helikopter kommt müssen u.a. die Boote noch gereinigt und dann zusammengelegt werden

Wir essen die letzten mitgenommenen Vorräte (das Brot ist bereits alle) und räumen unser Gepäck um - das, das wir mitnehmen wollen und das, welches wir zurückschicken werden.

Etwas im "Hinterland" findet Jörg einen abgeschlossenen See, der eine angenehme Badetemperatur hat (d.h. die Finger frieren nicht sofort ab). Julia, Edith, Erich und ich gehen hin und schwimmen ein paar Runden. Superpanorama, Schwimmen und im Hintergrund der Gletscher. Etwas später stößt auch Yvonne noch zu uns, ihr ist das Wasser aber zu frisch. Ich bleibe ca. 15 Minuten im Wasser und wasche mir die Haare bevor wir wieder zusammen ins Lager zurückgehen.


Baden vor der Kulisse eines Gletschers... hat man auch nicht jeden Tag!

Wir bauen nun unsere Zelte auf, in der Hoffnung, daß der Helikopter diese nicht gleich wieder wegbläst, wenn er landet.

Alle paar Minuten hören wir vom Gletscher wieder ein Donnern, wenn dieser kalbt und wieder ein neuer Eisberg entsteht. Das Donnern dauert teilweise bis zu 30 Sekunden an!

(c) 2001 Jörg Korner
Warten auf den Heli - um uns warm zu halten trinken wir heißen Tee

Kurz vor 18 Uhr drücken plötzlich dicke schwarze Wolken über die Goathard Wand und es fängt an heftig zu regnen. Hoffentlich gibt es kein Gewitter, so daß der Helikopter nicht landen kann!

Die Zeit zieht sich und der Heli ist immer noch nicht da.

Da endlich! Um halb acht kommt und landet elegant direkt an unserem Lager. Wir laden die Rucksäcke mit den frischen Vorräten aus. Der Pilot gibt unsein großes Netz, das wir auf dem Boden ausbreiten und auf das wir unsere Tonnen, Kisten, Säcke und Boote stellen. Anschließend wird das Netz oben zusammengezgen und unten am Hubschrauber angehängt. Dieser fliegt dann mit dieser Last den Weg zurück nach Haines Junction. Dafür braucht er gerade mal 40 Minuten. Wir werden ab morgen für die gleiche Strecke ca. 6 Tage unterwegs sein!


Der Heli bringt uns neue Vorräte und transportiert die Boote und das meiste Gepäck ab.

Der Pilot wünscht uns noch viel Glück für unsere Tour und erzählt uns, daß uns wohl größere Probleme bevorstehen werden, da einer der Flüsse, die wir überqueren müssen noch Hochwasser hat. Erst zwei Tage zuvor war eine andere Gruppe, die den umgekehrten Weg gehen wollten an dieser Stelle gescheitert und mußte umkehren. Wir werden aber wohl keine andere Wahl haben, denn umkehren können wir nicht...

Das Abendbrot ist heute ganz spartanisch: Ein Curry - Kohl - Reis Eintopf. Lecker! Den Grill haben wir dem Heli mitgegeben. Nur die Töpfe sind uns geblieben und zwei Benzinkocher, da wir vermutlich nicht immer auf Holz zurückgreifen können. Da es stark windet gehe ich früh zu Bett. Um Mitternacht schieße ich noch ein Foto der nördlichen Gebirgskette, die durch die Mitternachtssonne ein phantastisches Farbenspiel bietet.