Dienstag 26. Juni 2001

Ich wache um 6 Uhr auf und muß dringend auf Toilette. Die Kopfschmerzen sind weg! Im Vorzelt sehe ich schon die ganzen Wände voller Mosquitos. Wird also bestimmt lustig werden!

Vorsichtig verlasse ich das Zelt, aber keine der Mosquitos läßt sich davon stören. Offensichtlich ist es denen noch zu kalt. Auch vor dem Zelt ist keine Mücke unterwegs, also alles ungefährlich. Danach leg ich mich wieder ins Zelt.

Plötzlich - kurz vor 7 - werde ich wieder wach: der Boden wankt! Mein erster Gedanke: ein Sturm! Aber die Zeltwände sind still und das schwanken hört nicht auf. Erst langsam begreife ich das dies ein Erdbeben ist! Hoffentlich kommt keine Flutwelle und spült uns weg...

Nach mehreren Minuten ist alles wieder ruhig und ich lege mich wieder hin und kann auch tatsächlich wieder einschlafen.

Als ich wieder aufwache ist es kurz vor 9. Im Lager ist immer noch alles still. Da Wetterstimmung verspricht interessante Kontraste, daher nehme ich meine Kamera mit, als ich die nähere Umgebung erkunde. Außer Edith und Erwin ist tatsächlich noch keiner von den anderen wach. Unsere Klamotten sind immer noch pitsch naß. Die werde ich heute wohl nicht anziehen können. Zum Glück habe ich eine zweite Garnitur mit dabei. Hoffentlich reicht die. Wenn es heute wieder so wird wie gestern, wird's eng...

Gegen halb 10 sind auch die anderen endlich auf den Beinen aber auch die Mosquitos stehen langsam auf und es wird "stichig". Wir frühstücken und danach gehts ans Zeltabbauen, schließlich müssen wir heute noch weiter.

Kurz vor 12 legen wir ab. Das Wasser ist furchtbar kalt und die Neoprensocken sind immer noch naß und kalt von gestern. Das kann ja lustig werden!


Wir packen die Boote und dann gehts wieder los

Das Wasser ist jetzt ziemlich rau und Andi gibt Kommandos: "vorwärts paddeln", "rückwärts paddeln", "links paddeln", "rechts paddeln". Wir haben eisigen Gegenwind und ich spüre schon bald meine Finger nicht mehr. Mit den Füßen stehe ich ständig im kalten Wasser (das Raft hat Löcher im Boden um hereingelaufenes Wasser abfließen zu lassen - durch die schwere Ladung ist aber immer eine Handbreit Wasser im Boot) und ich fange an vor Kälte zu zittern. Wech ich nur keine Erkältung bekomme!

Kurz vor ein Uhr erreichen wir den Kuskawulsh in den der Jarvis mündet. Dieser ist wesentlich tiefer und breiter und auch noch wesentlich kälter als der Jarvis, da er fast ausschließlich Gletscherwasser führt.






Das kalte Wetter macht uns zwar zu schaffen, verdirbt uns aber nicht die gute Laune

Wenigstens müssen wir nun nicht mehr ganz so häufig aussteigen und das Boot schieben. Dennoch immer wenn mir gerade etwas wärmer geworden ist, kommt doch wieder eine Sandbank und wir müssen doch schieben.

Plötzlich sehe ich eine Bewegung am rechten Ufer. Ein brauner Kopf zuckt erschrocken in die Höhe: Ein Grizzly, den wir offensichtlich beim Trinken gestört haben. Mit lautem protestierenden Brummen hetzt der Grizzly die Uferböschung hinauf und verschwindet im Dickicht. Und wieder habe ich in der Eile keine Kamera bereit und so bleibt diese erste Begegnung mit einem Grizzly ohne Bilddokumentation.

Es fängt wieder an zu regnen - Eisregen - und der Gegenwind wird heftiger und peitscht uns ins Gesicht. Völlig durchweicht und druchgefroren machen wir um 15 Uhr am Ufer fest und bauen (immer noch im Regen) das Lager auf.

Es gibt Brotzeit mit Gruken, Tomaten, Salami, Brot, Tee und Kaffee. Am Feuer wärmen wir unsere druchgefrorenen Glieder und trocknen unsere Kleidung. Wir schlagen Holz und machen Feuer. Ab 18 Uhr beginnen wir mit den orbereitungen für das Abendessen. Es gibt Spagetti mit Tomaten-Fleischsoße - aus Trockentomaten und echtem Fleisch! Außerdem Schokolade, Mars und Studentenfutter.


Wir trocknen unsere Kleidung am Feuer...


...und kochen uns ein deftiges Abendessen

Immer wieder wechseln Regen und Bewölkung einander ab. Aber richtig schön scheint es heute nicht

Bären- ...
 
 
... und Wolfspuren
werden zu wollen. Hoffentlich regnet es morgen nicht wieder.

Wir schlagen extra viel Holz, denn morgen und übermorgen können wir vermutlich keines schlagen, da es in dieser Gegend keine Bäume geben soll. Wir machen einen Wettstreit daraus, wer die langen Scheite (ca. 1,20 Meter lange) mit den wenigsten Schlägen spalten kann.

Plötzlich reißt der Himmel kurz auf und die Sonne und der blaue Himmel ist zu sehen! Optimismus für morgen! Ein Blick auf die Uhr: 23:45. Und die Sonne erhellt die Bergspitzen.

Wir spielen noch Mäxchen (ich gewinne knapp, Moni wird 2te) und anschließend ist es Zeit ins Bett zu gehen. Vorher müssen wir jedoch erst das Lager mit dem Elektrozaun absichern. Wir befinden uns im Bärenkorridor!


Wegen der Bären muß das Lager mit den Vorräten bei Nacht mit einem Elektrozaun abgesichert werden

Die Zelte haben wir ca. 200 Meter vom Lager entfernt aufgebaut und als wir jetzt hingehen sehen wir mehrere Bären- und Wolfspuren. Hoffentlich kommen die uns nicht heute Nacht besuchen...