Sonntag 24. Juni 2001

Um 6 Uhr erfolgt der Weckruf von Andi. Da ich mein Jet-Lag noch nicht ganz verdaut habe fällt mir das Aufstehen nicht schwer. Kurz zähnegeputzt und dann alle Tüten in die bereitstehenden Fässer und wasserfesten Säcke verpackt.

Um 7 Uhr holt uns ein Minibus ab und fährt mit uns die 150 km nach Haines Junction. Hier soll unsere Expedition starten. Als erstes fahren wir zur Helikopterstation und laden die Rucksäcke aus. Der Heli soll diese mitbringen, wenn er unsere Boote in 5 Tagen ausfliegt.


Mit diesem Minibus fahren wir zur Einstiegstelle im Jarvis River

Danach gehen wir in ein nahegelegenes Motel zum frühstücken. Während wir essen organisiert Andi das Permit für unsere Tour. Dabei erfährt er, daß wir zusätzlich zu unserer Ausrüstung noch einen Elektrozaun mitnehmen müssen, den wir im sogenannten Bärenkorridor um unser Lager aufstellen müssen. Diese Maßnahme ist aufgrund verschiedener "Vorfälle" in den letzten Jahren vorgeschrieben.

Um 12 Uhr sind alle Formalitäten erledigt und wir fahren zur Einstiegsstelle in den Jarvis River. Bevor wir losfahren können, erwartet uns jedoch noch viel Arbeit. Die Schlauchboote (ein kleines Raft und drei Kanadier) müssen aufgepumpt werden und das Gepäck muß verladen und sicher verschnürt werden.


Vor dem Vergnügen der Flußfahrt...


...müssen wir erst die Boote klar machen...


...und uns gegen Mosquitos verteidigen

Unmengen Moskitos umschwirren uns und minütlich werden es mehr. Es scheint sich schnell herumzusprechen, daß es hier eine leckere Zwischenmahlzeit zu holen gibt.

Nach eineinhalb Stunden ist endlich alles geschafft und wir sind fertig für die Abfahrt. Ich sitze zusammen mit Moni, Andi und Jörg im Raft. Die drei Kanadier werden von Edith und Erwin, Julia und Erich sowie Yvonne und Jörg (Spitzname Jöckel) gesteuert.


Die Kameraausrüstungen haben wir in wasserdichten Fotokisten verstaut. Meine ist vorne neben mir am Raft festgebunden. So habe ich sie jederzeit im Zugriff, wenn ich ein Foto schießen will - solange ich nicht rudern muß.

Der Jarvis windet sich in kleinen Schlangenlinien dahin. Die Strömung ist moderat. Erschwert wird die Fahrt nur durch kleinere Stromschnellen und abgestorbene Bäume, die weit ins Bachbett hineinragen und um die wir herumsteuern müssen.


Schon nach wenigen Minuten gibt es die erste kleine Sensation: Ein Schwarzbär taucht am linken Ufer auf als er sich auf seine Hinterbeine aufrichtet und über die Büsche hinwegsieht. Leider ist gerade starker Seegang und wir müssen alle konzentriert rudern, so daß ich keine Zeit habe ein Foto zu schießen.


Immer wieder machen wir Rast, damit die Gruppe nicht zu weit auseinandergetrieben wird

Mehrmals müssen wir halt machen, damit die Gruppe nicht zu weit auseinander getrieben wird. Das Raft bildet dabei immer die Spitze.

(c) 2001 Jörg Korner
Immer wieder machen wir Rast, damit die Gruppe nicht zu weit auseinandergetrieben wird

Plötzlich ist die Weiterfahrt nicht mehr möglich: Biber haben den kompletten Fluß aufgestaut, so daß dieser über die Ufer getreten ist und sich viele kleine Seitenarme gebildet haben. Keiner ist jedoch breit und tief genug um unsere Boote zu tragen. Andi klettert daher über den Biberdamm hinweg und prüft den Flußverlauf dahinter. Das Ergebnis ist zufriedenstellend. Zwar ist auch hier relativ wenig Wasser drin, aber für unsere Boote müßte es ausreichen.


Plötzlich geht es nicht mehr weiter: Biber haben den Fluß aufgestaut

Nunächst müssen die Boote aber den Biberdamm überwinden. Das Raft schieben wir einfach drüber. Die Kanadier dagegen ziehen wir durch einen der tieferen Seitenarme um den Damm herum. Auch wir müssen unser Raft zunächst schieben, da das Wasser nicht tief genug ist, um das Boot und uns zusammen zu tragen.




Die Kanadier können wir durch einen der Seitenarme um den Damm herumziehen.

Ein paar hundert Meter flußabwärts erwartet uns ein phantastischer Anblick: das seitlich weggeleitete Wasser ergißt sich über viele hundert kleine Zuflüsse wieder zurück in den Hauptarm und wir können endlich wieder in die Boote steigen und weiterfahren.

Kurz vor vier Uhr rufen uns Julia und Erich zu, daß eines der anderen Kanadier an einem Baum hängen geblieben und gekentert ist. Wie sich kurz darauf herausstellt sind sogar beide noch fehlenden Kanadier gekenntert: eines hatte sich zwischen zwei Bäumen verkanntet und hatte sich quer gestellt und das andere war auf dieses drauf gefahren und dadurch sind beide umgekippt.


Erwin ist "baden gegangen" - sein Kanadier ist gekentert.

Yvonne und Jörg haben Pech: Ihre Kamerabox war nicht ganz verschlossen und dadurch ist beim Kentern ihre Kameras gewässert worden. Hoffentlich ist sie nicht endgültig kapputt gegangen.

Zwei Flußbiegungen später kommen wir in schwierigeres Gelände: erneut hat ein Biber den Fluß aufgestaut. Diesmal gibt es den alten Flußlauf jedoch nicht mehr! Der Fluß hat kein festes Bett mehr, sondern ergießt sich als großes Schwemmgebiet über eine Breite von einigen hundert Metern zwischen Büschen und Bäumen eines Waldes hindurch.

An ein Vorankommen ist erst mal nicht zu denken und wir beschließen daher für heute erst mal unser Lager aufzuschlagen und morgen weiterzufahren.


Für lagern heute oberhalb einer Uferböschung...


...daher müssen wir auch unser ganzes Gepäck erst mal nach oben schaffen.

Wir lagern oberhalb der Uferböschung, daher muß unser ganzes Gepäck den steilen Hang hinauf getragen werden. Auch hier sind Millionen von Mosquitos, daher zünden wir zunächst ein großes rauchendes Lagerfeuer an, um diese zu verscheuchen. Der Erfolg ist jedoch eher mäßig.

Die Zelte bauen wir in großer Entfernung vom Lager auf, damit Bären, die durch den Feuer und Essensgeruch angelockt werden, uns nicht bei Nacht überraschen. Eine Faustregel, die wir von Rangern gehört haben lautet, drei Lager in jeweils 100 Meter Abstand voneinander aufzuschlagen: eines für die Feuerstelle mit Essen. Eines für die Vorräte (in geruchssicherere Verpackung) und eines zum Schlafen. Die Kleidung, die beim Kochen und Essen getragen wurde sollte im Kochlager zurückgelassen werden.


Zunächst gibts Gurken, Tomaten und Studentenfutter mit Smarties. Die Steaks gibts erst später.

Andi legt schließlich ein Gitter auf den Grill und legt Maiskolben auf. Anschließend brät er die Steaks und Zuchini. Als Nachtisch gibt es Kekse und Schokolade. Danach gibts noch Tee mit Rum. Lecker!


Zum Abendbrot gibts Steaks und Maiskolben vom Grill

Um 21 Uhr gehe ich schließlich ins Zelt und lese noch etwas, da mich die vielen Moskitos zu sehr nerven.