Freitag 22. Juni 2001

Da die Alsek-Tour erst übermorgen losgeht, haben wir heute noch Zeit für einen Ausflug nach Skagway in Alaska. Nach dem Frühstück bauen wir das Lager ab und fahren Richtung Süden.

Die Strecke verläuft durch ein scheinbar endloses Gebirgswaldgebiet. Am Rand tauchen immer wieder Tümpel, Seen und Sumpfgebiete auf, die durch die immer noch andauernde Schneeschmelze gespeist werden.

Häufig verläuft die Straße entlang steil aufsteigender Felswände, von denen sich oft auch Wasserfälle nach unten ergießen und deren Wasser dann unter der der Straße hindurchgeleitet wird.

Schließlich taucht auf der rechten Seite der wohl berühmteste See Kanadas auf, der Emeralds Lake. Die Berühmtheit hat er durch die teilweise nur knapp unter der Oberfläche verlaufenden schneeweißen Kalkablagerungen erlangt, die das Sonnenlicht auf besondere Weise reflektieren und damit dem See einen unwirklichen Farbton verleihen, der unwillkührlich an einen Chemieunfall denken läßt. Bei den Einheimischen heißt der See daher auch Rainbow Lake.

Kurz vor Carcross (der Name der Stadt ist aus der Kurzform für Caribou Crossing entstanden) kommen wir an Carcross Dessert, einem kleine Streifen Sandwüste vorbei. Ein Überbleibsel der Gletscher aus der letzten Eiszeit. Die Natur hat hier nicht mehr Fuß fassen können und so ist diese Sandwüste übrig geblieben.


Carcross Dessert - ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit

Carcross ist eine Stadt aus der Goldgräberzeit. Heute endet hier die in Skagway beginnende White Pass & Yukon Route Eisenbahn.






Impressionen von Carcross

Kurz hinter Carcross verlassen wir das Yukon Territory und kommen nach British Columbia, allerdings nur für wenige Meilen - denn dann kommt die Grenze zwischen Kanada und USA. Für den Grenzübertritt muß ich 6 US Doller Gebühren zahlen und die Zollerklärung ausfüllen. Dafür bekomme ich einen Einreisestempel mit Eisenbahnmotiv in den Reisepaß.


unterwegs...

 

Was nach dem Grenzübertritt sofort auffällt, ist daß nun die Geschwindigkeitsbergrenzungen und Entfernungsangaben auf den Verkehrsschildern in Meilen und nicht mehr in Kilometern sind. Kanada hat im Gegensatz zu den USA nämlich das metrische System.

Schließlich erreichen wir Skagway. Die ganze 800 Seelen Gemeinde ist voll
 
auf Tourismus ausgerichtet.

Die Stadt wurde ursprünglich 1898 während des großen Goldrauschs gegründet und später von den meisten Einwohnern wieder verlassen. Heute sind die meisten Gebäude wieder restauriert wie sie damals ausgesehen haben.

Auch der Bahnhof der bereits erwähnten Eisenbahn. Eines der Highlights ist eine Schneefräse, die Snowplow #1, mit der früher im Winter die Schienen vom Schnee befreit wurden.


Snowplow #1 hat früher im Winter den Schnee von den Schienen entfernt

 
Die Snowplow hatte im Winter immer viel zu tun. Nicht selten war der neufallene Schnee höher als die Schneefräse. Mit der Umstellung der Strecke von der Dampflok auf moderne Dieseltriebwägen im jahre 1968 wurde auch die Snowplow in Rente geschickt.
 

Zum Lunch kehren wir im Red Onion Saloon ein. Hier sind alle Angestellten in historischen Gewändern gekleidet. Selbst der Klavierspieler wirkt wie aus dem 19. Jahrhundert übriggeblieben. Zahlen darf man natürlich dennoch mit Kreditkarte. Aber das Trinkgeld sollte man lieber in bar geben, sonst bringt man sich um ein ganz besonderes Vergnügen: Diese (natürlich Dollar Scheine!) darf man der (natürlich weiblichen) Bedienung ins Strumpfband stecken! Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen...

Im obigen Stock des Red Onion Saloon war früher ein Bordell. Über der Theke war stellvertretend für jede der Damen, die gerade frei war eine Puppe aufgestellt.

Eine der bekanntesten Damen die hier gearbeitet haben war die berühmte Klondike Kate.






Im Red Onion Saloon

Nach dem Essen spazieren wir noch vor bis an den Pier. Hier liegt gerade eine große Fähre vor Anker.

An einer Bank hebe ich noch ein paar Dollar ab. Anschließend checke ich in einem Internet-Cafe meine E-Mails - für eine halbe Stunde surfen muß man hier mehr als sechs Dollar berappen. Ganz schön happig!

Gegen 16:30 spazieren wir zurück in Richtung Campground, in dem wir unser Fahrzeug geparkt haben und baue mein Zelt auf. Danach aktualisiere ich mein Tagebuch.




Die meisten Gebäude stammen noch aus der Goldgräberzeit

Zum Abendessen gehen wir wieder in den Red Onion Saloon. Dieser hat sich inswischen stark verändert, denn heute abend ist hier Beach Party! Der gesamte vordere Bereich ist mit Sand aufgeschüttet und mit Sonnenschirmen und aufblasbaren Bällen zur "Beach" gemacht worden.

Gegen 22 Uhr seile ich mich ab, da ich durch mein Jet-Lag ziemlich müde geworden bin und gehe zurück zu meinem Zelt.

Gegen 3 Uhr wache ich auf. Es regnet...