Sonntag 22. Juli 2001

Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und es regnet immer noch. Da kann die für heute gebuchte Busfahrt ins Valley of the ten thousend smokes ja lustig werden.

Wir schmieren uns Brote und gehen zur Lower Platform. Hier ist um neun Uhr Abfahrt. Chris, die Rangerin hofft ebenso wie wir, daß das Wetter besser wird. Normalerweise dauert Regen hier auf Katmai nur ein paar Minuten. Dauerregen ist selten. Meist nur Nachts. Der Bus fährt entlang eines steinigen und schwierigen Feldweges in Richtung des Valleys.

Unterwegs muß der Bus - er hat einen zuschaltbaren 4x4 Antrieb - drei Bäche durchqueren. Genauergesagt muß er durchfahren. Erst letzte Woche ist er beim dritten Fluß, dem breitesten steckengeblieben und mußte mit einem schweren Baufahrzeug freigeschleppt werden. Aber heute geht alles gut und wir kommen durch alle Bäche ohne große Probleme durch.

Leider klar es nicht auf. Im Gegenteil: Der Regen wird immer stärker. Der Blick auf das Valley liegt fast völlig im Nebel verborgen.

Ein halbes duzend Leute beschließt ins Valley hinabzusteigen. Ich würde auch gerne gehen, denn ich habe schon sehr schöne Fotos von unten gesehen, aber leider habe ich meine Regenhose im Camper von Heinz vergessen und ohne diese ist der 1,5 Stundenwalk bei strömendem Regen zu abschreckend. Wir essen Sandwiches und trinken Kaffee und heiße Schokolade.

Um 15 Uhr machen wir uns auf den Rückweg ins Camp.

Als wir vom Bus zur Lodge gehen wollen, werden wir von Rangern aufgehalten, die uns mitteilen, daß eine Bärin weiter vorne den Weg blockiert und wir warten müssen, bis sie wieder weg ist. Zum Glück regnet es wenigstens nicht mehr und nach ein paar Minuten ist der Weg wieder frei.


Eine Bärin blockiert den Weg.

Ich setze mich in die Lodge um etwas zu lesen und Moni spaziert noch einmal zu den Wasserfällen um die Bären zu beobachten. Als sie später zur Lodge zurückkommt erzählt sie, daß sie gerade beinahe von zwei jungen Bären über den Haufen gerannt worden wäre. Die beiden haben einander gejagt und sind plötzlich unmittelbar vor Moni aus dem Gebüsch gestürmt, ohne daß Moni diese vorher gehört oder gesehen hatte. Und daß, obwohl sie sehr aufmerksam war, da sie alleine durch den Wald gelaufen ist. Bis sie begriffen hat, was da gerade passiert war und stehen bleiben konnte, sind die beiden Bären bereits ca. 15 Meter weitergelaufen. Der Verfolger blickt sich noch verdutzt nach Moni um und wird langsamer, ohne jedoch letztendlich seine Jagd abzubrechen.

Moni ist daraufhin ein Stück zurückgegangen um nicht mehr allein gehen zu müssen und hat sich einer Gruppe Schweizer an, die gerade von den Fällen zurück zur Lodge gehen. Da tauchte plötzlich wieder einer der beiden Bären auf und fing an sie zu verfolgen. Moni und die anderen versuchten den Bären mit Geschrei zu vertreiben aber ohne Erfolg. Der offensichtlich noch sehr junge Bär verfolgte sie weiter. Die Gruppe versuchte den Bären schließlich durch Ausweichen in einen Seitenweg abzuhängen, doch auch dorthin verfolgte der Bär sie.

In der Seitenstraße entdeckten sie den Tourbus, der hier unverschlossen stand und stiegen ein um den Bären loszuwerden. Der Bär machte es sich jedoch vor der verschlossenen Bustür gemütlich und schien abwarten zu wollen, bis seine "Spielkameraden" wieder herauskommen.

Als einer der Schweizer schließlich auf die Hupe drückte, erschrak der Bär und rannte weg.

Moni meint, daß sie damit jetzt endgültig genug von den Bären hat. Irgendwie verständlich...

Wir gehen zum Campground und fragen einen Nachbarn, ob er uns seinen Brenner fürs Abendessen leihen will. Dieser ist sofort einverstanden und wir können unsere Ravioli kochen. Danache gehen wir nochmal in die Lodge und wärmen uns am Feuer, bevor wir gegen Mitternacht zu Bett gehen.