Donnerstag 21. Juni 2001

Mein Wecker klingelt pünktlich um viertel nach sechs. Ich sprinte unter die Dusche und schmeiß mich in die für heute bereitgelegten Klamotten. Heute ist Abreisetag!

Gestern abend habe ich bereits mein Gepäck am Flughafen eingecheckt und meine Bordmarken für den Flug nach Frankfurt und den Weiterflug nach Whitehorse ist erhalten. Daher kann ich es mir heute erlauben nur eine 3/4 Stunde vor dem Abflug zu erscheinen.

Ich nehme die S-Bahn um 7:01 Uhr zum Flughafen und treffe dort wenig später ein. Mein erster Weg führt mich in den Zeitschriftenladen, da ich mich noch mit Reiselektüre eindecken muß.

Ich entscheide mich für 2 Terry Pratchet und den Roman zum Film Tomb Raider, den leider erst nächste Woche in Deutschland anläuft.

Um dreiviertel acht gehe ich durch die Sicherheitskontrolle und melde mich am Gate, damit mein Gepäck verladen wird.

Unser Flieger hebt um 8:40 Uhr mit 10-minütiger Verspätung ab. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir Frankfurt. Mein Flieger für den Weiterflug nach Whitehorse um 11:10 steht an Terminal B bereit. Es handelt sich um eine Boing 767-300, der jedoch fast völlig leer ist! Höchstens ein viertel der vorhandenen Plätze ist belegt. Ich wechsle daher auf eine leere Mittelreihe, so daß ich mich während des Fluges über 3 Sitze legen kann um ein wenig zu schlafen.

Als Mittagsessen gibt es Pasta und Fisch. Ich entscheide mich für die Pasta. Als Spielfilm gibts "Was Frauen wollen".

Der Flieger nimmt die Route über den Nordpol. Zwei Stunden vor der Landung gibt es Abendessen (oder Frühstück?).

Wir landen 15 Minuten früher als geplant. Der Flughafen von Whitehorse hat nur eine einzige Landebahn uns wirkt auf uns überhaupt nicht wie ein "International Airport". Eher wie ein Provinzflughafen. Wir müssen über die Gangway auf das Rollfeld hinabsteigen und von dort aus in das Gebäude für die Zollkontrolle.


Am Flughafen von Whitehorse müssen wir zu Fuß über das Rollfeld gehen

Gerade, als ich überlege, ob ich noch schnell ein Foto von unserem Flieger machen soll, entdecke ich Moni hinter einer Absperrung. Ich laufe kurz rüber um sie zu bergrüßen.

Nach dem Zoll kommt noch ein Kontrolle der Veterinärbehörde, die prüft, ob wir Lebensmittel mit einführen. Außerdem wollen Sie meine Treckingschuhe sehen - vermutlich will er prüfen, ob frischer Dreck dran ist, wegen der Maul und Klauenseuche in Deutschland. Aber alles ist ok. Ich bin nur froh, daß ich die Schuhe nicht ganz unten in meinem Rucksack verstaut hatte. Da hätte ich alles ausräumen müssen.

Endlich bin ich durch die letzte Kontrolle durch. Anschließend gehe ich mit Moni und Heinz zusammen zu dessen Camper. Anschließend fahren wir ins Stadtzentrum und spazieren durch die Mainstreet, auf der Suche nach Sam 'n' Andy's, dem Mexikaner, in dem wir uns heute abend mit Andi Hutter, dem Organisator der Alsektour treffen wollen. Die Mainstreet ist nicht sehr lang und wir finden das Restaurant schon nach wenigen Minuten.


Die Eroberung des Nordens während der Goldgräberzeit ist unvergessen
Aufschrift: This Statue Is Dedicated To All Those Who Follow Their Dreams

Wir kaufen auch noch Getränke und verschiedene andere Kleinigkeiten ein. Anschließend fahren wir alle mit dem Camper nach Süden zum Miles Canyon. In diesem Canyon werden die Wasser des Yukon Rivers von Felswänden ganz eng zusammengedrückt. Eine Hängebrücke erlaubt eine Überquerung zu Fuß.


Brücke über den Miles Canyon

Hier treffe ich zwei andere deutsche Urlauber, die hier mit drei Schäferhungmischlingen unterwegs sind. Wie sich herausstellt kommen die beiden quasi aus meiner Nachbarschaft, nämlich aus Ingolstadt. Die Mosquitos werden immer lästiger und Autan scheint sie nicht besonders zu irritieren.

Anschließend fahren wir den Caribou RV Campingplatz an. Moni und Heinz haben hier bereits einen Stellplatz, da sie bereits seit einer Woche in Whitehorse sind.

Inzwischen ist es 14 Uhr (das entspricht 23 Uhr Münchner Zeit). Ich baue mein Zelt auf um mich 2-3 Stunden aufs Ohr zu legen damit ich bis zum Abend ohne Probleme durchhalte. Als ich jedoch meinen Seesack öffne erwartet mich eine unangenehme Überraschung: Durch den Transport beim Flug ist das Rei in der Tube ausgelaufen und hat sich über den gesamten Rucksack ergossen. Eine schöne Bescherung! Statt der verdienten Ruhe darf ich nun meinen Rucksack waschen. Zum Glück verpacke ich immer alles nochmal in Plastiktüten (außer der Rei in der Tubepackung, da die ja selber wasserdicht sein sollte), so daß meine Kleidung wenigstens nicht versaut ist.

Das Abwaschen der Seife erweist sich als ausgesprochen schwierig, da das hiesige Wasser offensichtlich sehr kalkarm ist und die Seife nur immer mehr verdünnt, aber nicht bindet.

Eine gute Stunde später ist es geschafft und ich hänge den Rucksack zum Trocknen auf und lege mich anschließend noch für 2 Stunden hin.

Heinz hat keine Lust am Abend noch mit nach Whitehorse zu fahren und so schnappen Moni und ich uns den Camper und fahren alleine zum Mexikaner. Wir bestellen was zum Abendessen und kurz nach 22 Uhr trifft Andi mit 8 weiteren Schweizern bei uns ein, die ebenfalls die Alsektour mitmachen wollen. Das kann ja lustig werden ich alleine mit 9 Schweizern! Da werde ich nach der Tour wohl mein Gehör nacheichen lassen, damit der switzerdytsche Dialekt wieder raus geht.

Wir bespreche was noch alles erledigt werden muß, bevor unsere Tour übermorgen beginnen kann.

Gegen Mitternacht fahren wir zurück. Heute ist der längste Tag des Jahres und obwohl wir noch südlich des Polarkreises sind, wird es hier nicht dunkel. Im Gegenteil: die Sonne verschwindet gerade so weit hinter dem Horizont, daß eine leichte Dämmerung einsetzt und die Leute unsicher sind, ob sie nun das Licht am Fahrzeug einschalten sollen, oder nicht.

Als wir zurück im Lager sind lege ich mich gleich hin und schlafe auch sofort ein. Kein Wunder: in Deutschland ist es jetzt 9:30 Uhr morgens!