Samstag 21. Juli 2001

Zweimal bin ich in der Nacht aufgewacht, weil der Bär wieder da war! Er hat direkt neben unserem Zelt Gras gefressen. Offensichtlich haben wir uns mitten auf seiner Lieblingsgrünfläche niedergelassen.

Vorsichtig verlasse ich daher das Zelt und schaue, ob ich den Bären irgenwo sehen kann, aber die Luft ist rein. Rings ums Zelt ist das Gras niedergetreten und auch die Zeltschnüre hängen locker durch, weil der Bär beim Vorbeigehen die Heringe aus dem Boden gezogen hat.

Heute ist ein herrlicher Tag: strahlend blauer Himmel und kein Lüftchen! Wir räumen unsere Sachen zusammen und frühstücken. Das Zelt lassen wir bis zum Schluß stehen - als Fluchtmöglichkeit, falls der Bär wieder kommt.

Und tatsächlich! Gerade als ich Zähneputzen will, sehe ich den Bären in knapp 100 Metern Entfernung den Strand entlang kommen. Blitzschnell schließe ich den Bärencontainer mit dem Essen und wir gehen zum Zelt. Wie zu erwarten geht der Bär auc diesmal nicht am Strand entlang, sondern kommt direkt zu unserem Zelt. Diesmal hat er es aber nicht sehr eilig. Gemächlich fängt er an neben dem Zelt Gras zu fressen! Zum Glück hat er keinen großen Hunger, denn nach wenigen Minuten hören wir, wie er sich durchs Unterholz entfernt. Ganz schön spannend so ein Backcountry Camping! Als wir wieder zum Wasser hinter gehen sehen wir den Bären am Ende der Landzung liegen und zu uns rüber schaun. Als ob er sicher gehen wollte, daß wir auch wirklich wieder abfahren.


Der Bär beobachtet uns, als wir unsere Sachen packen und uns für die Rückfahrt fertig machen.

Nun verstauen wir das Gepäck im Boot und fahren gemütlich wieder zurück. Das Wasser ist wirklich spiegelglatt und die Sonne brennt heiß auf uns herab. Es ist schon fast unangenehm warm.


Die Sonne brennt fast zu heiß auf uns herab, als wir über den spiegelglatten See ins Camp zurückfahren.

Kurz vor dem Camp sehen wir wieder Bärin mit ihren drei Jungen am Ufer liegen und schlafen. Vom Boot aus können wir sie gut beobachten.

Wir geben das Kajak ab und bauen unser Zelt wieder auf. Anschließend trage ich die Tagebucheinträge für die letzten beiden Tage nach. Das Tagebuch hatte ich nämlich vergessen mitzunehmen.

Anschließend spaziere ich wieder zu den Wasserfällen. Dabei beginnt es leicht zu regnen. Heute springen wieder nur sehr wenige Lachse und die Bären sind leicht reizbar, da sie kaum was zu fressen kriegen. Schon bei kleinsten Provokationen von Konkurenten gibt es größere Streitereien.

Es ist bereits das Ende der Lachssaison und die Lachse, die jetzt noch kommen sind teilweise zu schwach noch über die Wasserfälle zu springen und schwimmen nur im unteren Teil des Flusses herum. Die meisten Lachse sind Anfang Juli unterwegs. Es müssen dieses Jahr soviele gewesen sein, daß man beinahe kein Wasser mehr gesehen hat. Eine einzige rote Flut, die sich den Fluß hinauf gewälzt hat. Interessanterweise ist zu Beginn der Lachsaison Ende Juni/Anfang Juli noch keiner der Bären da. Diese treffen erst später ein, wenn die Lachswanderung schon voll im Gange ist.


Heute sind sehr viele Bären da aber kaum noch Lachse. Um so größer ist die Spannung zwischen den Bären.


Das Aggressionspotential ist sehr hoch. Immer wieder kommt es zu Streit um die besten Fischplätze

Langsam reicht mir das Bearwatching auch. Meine Füße schmerzen vom vielen stehen. Es sind heute sehr viele Bären da, was den Aggressionslevel noch erhöht. Immer wieder gibt es streit um die bevorzugten Fischplätze und um den erlegten Fisch. Vor allem zwischen zwei Bären, die sich nach längerem Streit auf zwei dicht nebeneinanderliegende Fischplätze oberhalb des Wasserfalls geeinigt haben. Der dunklere scheint etwas ranghöher zu sein, denn er hatte die erste Wahl des Platzes. Nachdem er innerhalb von einer halben Stunde drei Fische gefangen hat und der frustrierte andere nur eineinhalb Meter daneben nicht einen einzigen versucht ihm dieser den frisch erlegten Fisch streitig zu machen. Das Resultat: Der Fisch entkommt, da der dunkle mit vollem Maul nicht fauchen kann.

Auf dem Rückweg treffen wir im Wald auf eien Bären, der uns auf dem Weg entgegenkommt. Nach lautem rufen unsererseits weicht er jedoch brav ins Gebüsch aus und wir können unseren Weg fortsetzen. An der Lower Platform müssen wir warten, da drei junge Bären den Übergang zum Camp blockieren. Schon seit über einer Stunde - wie uns von den anderen Wartenden mitgeteilt wird. Aber wir haben Glück: schon zehn Minuten später können wir weitergehen, da die Bären abgezogen sind.

In der Lodge trinken wir eine Cola und danach gehen wir in einen Diavortrag der Ranger über die Entstehung von Katmai und den National Park.

Danach würden wir gerne Abendessen aber die Nachbarn, die uns vor zwei Tagen den Kocher geliehen haben sind noch nicht wieder am Campground. Ich mache mir ein paar Brote und gehe in die Lodge, da ich nicht länger warten will und gerne noch etwas lesen will. Moni bleibt am Campground und wartet noch, da sie gerne etwas warmes zwischen die Zähne bekommen will. Um Mitternacht gehe ich schließlich am Strand entlang zurück zum Campground.