Freitag 20. Juli 2001

Gleich in der früh erkundigen wir uns beim Visitor Center, ob evtl. doch noch ein Platz am Campingplatz für die heutige Nacht frei ist. Bisher sind jedoch alle erwarteten Gäste eingetroffen. Vermutlich müssen wir also auswärts campieren.

Da es leicht regnet ist Moni von dieser Idee nicht sehr begeistert und versucht mich zu überreden einfach schwarz auf dem (sehr unübersichtlichen) Campingplatz zu bleiben. Das wäre sicher möglich, mir gefällt aber die Idee, mit einem Kanu den See entlang zu fahren und dort dann irgendwo zu campieren besser. Allerdings muß diese Stelle mindesten fünf Meilen vom Camp entfernt sein, da die Gefahr mit Bären zusammenzutreffen sonst zu groß ist.

Nur mit Mühe setze ich mich durch. Anstelle des Kanus für 36 US Dollar müssen wir jedoch ein Kajak für 50 US Dollar mieten, da die Kanus bereits alle vermietet sind.


Lustlos stehen die Bären an den Fällen und warten auf Lachse

Am Vormittag gehen wir jedoch noch einmal an die Wasserfälle. Heute sind nur vier Bären da. Später kommt dann noch ein fünfter hinzu. Deutlich lustloser als gestern sehen die Bären aus und auch die Lachse springen heute deutlich weniger. Vielleicht hängt das mit dem schlechten Wetter zusammen. Zwar hat es inzwischen aufgehört zu regnen, aber es ist immer noch alles grau in grau.

Um 14 Uhr gehen wir zurück zum Campground, bauen unser Lager ab und verstauen alles was wir mitnehmen müssen ins Kajak. Den Rest sperren wir in ein eine der Hütten auf dem Campground.

Um 16 Uhr gehts dann los. Wir fahren in etwa 100 Meter Entfernung am Ufer entlang. Die Ranger haben uns davon abgeraten quer über den See zu fahren, da das Wetter schnell umschlagen kann und in der Vergangenheit bereits einmal zwei Leute ertrunken sind, weil sie nicht mehr rechtzeitig ans Ufer gekommen sind.

Auf dem Wasser sehen wir immer wieder Felder mit schwimmenden Steinen. Rückstände von vulkanischen Aktivitäten. Aber sehr lustig zu sehen, daß die Steine, die optisch wie Granit und Feuerstein aussehen oben auf der Wasseroberfläche schwimmen. Zum Glück ist das Wasser spiegelglatt und das Wetter ist auch schon deutlich besser geworden. Ab und zu schaut sogar die Sonne raus und es wird richtig warm.

Der Blick zum Ufer ist nicht sehr ermutigend: bisher sind wir noch an keiner Stelle vorbeigekommen, an der wir hätten campieren können: der Buschwald reicht immer bis dicht ans Ufer. Keine Chance hier ein Zelt aufzustellen. Hoffentlich finden wir eine Stelle, die sich besser eigenet.

Nachdem wir um eine Landzunge herumgefahren sind - nach ca. 4 Meilen - mache ich plötzlich eine Unterbrechung in der dichten Vegetation aus. Zumindest sieht es vom Wasser aus so aus, als ob hinter der ersten Baumreihe eine freie Fläche wäre. Wir fahren ans Ufer und ich zwänge mich durchs Gestrüpp. Und tatsächlich: hier ist eine freie Fläche ca. 10 mal 20 Meter groß mit hohem Gras und kleinen Büschen. Hier könnten wir unser Zelt problemlos aufstellen. Beunruhigend ist nur, daß verschiedene Pfade durch das Gras verlaufen. Offensichtlich ist hier auch ein Wildwechsel. Hoffentlich nicht gerade von Bären.

Wir beraten uns kurz und entschließen dann hier zu bleiben und unser Zelt an einer Stelle aufzubauen, die nicht gerade direkt an einem der Wildwechsel liegt. Mitten im hohen Gras.

Zwar sind wir nicht die vorgeschriebenen fünf Meilen weit gefahren, aber dies war die erste Stelle, die sich überhaupt zum campieren geeignet hat seit wir losgefahren sind und wer weiß, wann die nächst kommt...

Wir bauen das Zelt auf und gehen dann zurück an den Strand um das Boot zu sichern. Am Ufer liegt jede Menge trockenes Schwemmholz. Zum Glück haben wir eine Feuerzeug dabei und mit etwas trockenem Gras und kleinen Holzspänen, die ich von dem trockenen Holz abrasple gelingt es mir in kurzer Zeit ein schönes Lagerfeuer zu entzünden.

Am Ufer liegen Mengen der leichten Steine herum und Moni und ich spielen Wasserboggia. Nicht leicht, denn durch die Wellen der neu hinzugeworfenen Steine verschiebt sich die Konstellation ständig.


Abendessen am Ufer

Als wir gerade mit dem Abendessen (wir haben nur belegte Brote) fertig sind, zuckt Moni plötzlich erschrocken zusammen: sie hat in ca. 250 Metern Entfernung am Ufer einen Bären entdeckt, der aufmerksam witternd seine Nase in die Luft streckt. Offensichtlich hat er uns gewittert. Langsam schnuppernd kommt er auf uns zu.

Sofort fangen wir an laut zu rufen um dem Bären zu signalisieren, daß hier Menschen sind und er sich gefälligst eine andere Gegend suchen soll. Der Bär bleibt auch prompt stehen und scheint zu überlegen, was er nun tun soll. Schließlich legt er sich auf den Boden und wartet ab. Als wir nach fünf Minuten noch nicht verschwunden sind steht der Bär schließlich auf und geht den Weg den er gekommen ist wieder zurück.


Als er uns bemerkt wartet er erst einmal ab und geht schließlich wieder weg.

Schon wollen wir beruhigt aufatmen, als wenige Minuten später derselbe Bär wieder auftaucht! Als wir wieder laut rufen bleibt er kurz stehen, setzt sich dann aber gemächlich aber bestimmt wieder in Bewegung. Ganz offensichtlich will er hier am Ufer vorbei und wir sind ihm dabei im Weg!

Wir schießen noch ein paar Fotos und ziehen uns dann in unser Zelt zurück. Dieses ist ja durch eine dichte Buschreihe vom See her gegen Sicht geschützt und wir hoffen daher, daß der Bär am Ufer weitergeht und das Zelt nicht beachtet. Allerdings mache ich mir so meine Gedanken, was der Bär wohl zu unserem Kajak und zu dem immer noch brennenden Lagerfeuer sagen wird, daß er am Ufer passieren muß...


Hier im Zelt wollen wir uns vor dem Bären verstecken - ohne Erfolg!

Während ich noch darüber nachdenke, wie der Bär wohl Angesichts unseres Equipment reagieren wird steht der Bär plötzlich direkt vor unserem Zelt! Offensichtlich waren ihm die Dinge am Ufer nicht ganz geheuer und er ist daher ins Gebüsch ausgewichen - genau dorthin, wo unser Zelt steht. Der Bär ist ganz offensichtlich völlig verdutzt unser Zelt hier zu sehen. Und uns ist das Herz in die Hose gerutscht, denn durch den Rückzug ins Zelt haben wir uns selber den Fluchtweg genommen. Schließlich hat das Zelt keinen Hinterausgang. Der Bär schaut ein paar Sekunden lang zu uns herüber und weicht dann aber zum Glück dem Zelt seitlich aus. Wir hören noch, wie er am Zelt schnuppert und sich dann zügig durch das Unterholz entfernt.

Nach ein paar Minuten gehen wir wieder ans Ufer und finden alles unverändert vor.

Während des Rests des Abends achten wir sehr genau auf die Umgebung um nicht wieder von einem Besucher überrascht zu werden. Schließlich lösche ich das Feuer und gehe ins Zelt.