Montag 2. Juli 2001

Relativ früh gibt es schon Unruhe im Lager. Um neun Uhr bereiten wir uns schon auf unseren Abmarsch vor. Es ist dicht bewölkt, aber wenigstens regnet es nicht.


Als erstes müssen wir durch die Buschregion bis zu diesem Fluß hinabsteigen

Heute haben wir einen Gewaltmarsch vor uns: Zunächst durchdie Buschregion, bis hinunter zum Fluß. D.h. eigentlich sind es drei Flüsse, die an einem einzigen Punkt zusammenfließen. Um möglichst wenig Wassertiefe zu haben wollen wir die drei Flüsse vor der Vereinigung überqueren. Als drei Flüsse, anstatt einem aber dafür jeder mit wesentlich weniger Wasser. Einen Bach zu überqueren ist inzwischen eine einfache Übung für uns.

Doch bevor wir uns an die Bachdurchquerung machen können, müssen wir zunächst einmal das feuchte Buschland durchqueren. Um möglichst einfach zum Fluß zu kommen, gehen wir den Weg des geringsten Widerstandes, d.h. immer wenn der Busch eine Lücke in Form eines Wildwechsels bietet, der ungefähr in die gewünschte Richtung weist, dann folgen wir diesem. Wie wir am Tierkot erkennen können, sind dabei durchaus auch Routen, die von Bären benutzt werden. Denen wollen wir hier aber möglichst nicht begegnen!

Plötzlich sehen wir oben auf einer Anhöhe einen gewaltigen Elch. Ohne Hast und ohne sich von uns irritieren zu lassen blickt er in die Runde. Dann marschiert er zurück ins Unterholz und entzieht sich unseren Blicken. Die Kamera ist natürlich mal wieder zu gut verstaut gewesen...




Nach über zwei Stunden erreichen wir endlich den Fluß

Nach über zwei Stunden kommen wir unten am Wasser an und waten durch die Bäche. Drüben auf der anderen Seite beginnt ein Hikingtrail, den wir bis zu dem berüchtigten Fluß folgen wollen, von dem uns der Hubschrauberpilot erzählt hat. Bis dort hin sind es ab hier noch etwas über zwanzig Kilometer.


Für heute stehen uns noch 20km auf diesem Trail bevor

Als wir losgehen ist es gerade halb zwei. Gegen fünfzehn Uhr wollen wir Pause machen. Der Trail folgt zunächst der Bergflanke durch den Wald, immer auf ebenem Niveau. Plötzlich öffnet sich der Wald und der Trail führt über eine typische Almwiese. Da die Sonne seit der Flußüberquerung stetig auf uns herabscheint, wird es ganz ordentlich warm.

Als wir in der Ferne das Geräusch eines Hubschraubers hören, bleibt Andi stehen und macht sich an seinem Gepäck zu schaffen. Er zieht ein Funkgerät hervor und funkt den Piloten an. Tatsächlich bekommt er Kontakt und bittet den Piloten bei dem Reiseveranstalter anzurufen, von dem wir den Minibus gemietet haben und diesem auszurichten, daß wir einen Tag früher ankommen.

Schließlich biegt der Trail nach rechts (Osten) in den Wald ab, in Richtung der Berge. Hier wird das Gelände sehr morastig und es wird schwierig dem Trail zu folgen.

Viertel vor drei kommen wir an einen breiten Bach, über den jedoch die Ranger zur Überquerung eine Brücke aus drei Baumstämmen gebaut haben. Leider ist einer dieser Baumstämme in den Bach gespült worden, so daß nur noch zwei Stämme für die Überquerung übrig sind.


Auf einer provisorischen Brücke aus zwei schmalen Baumstämmen überqueren wir diesen Fluß

Einzeln tippeln wir mit unseren Rucksäcken über diesen wackeligen Übergang. Aber alles geht gut. Andi verschiebt die Pause, da wir erst fünf Kilometer geschafft haben. Dabei schmerzen meine Schultern bereits unangenehm. Aber da hilft nichts.

Zäh wälzt sich die Zeit dahin. Es wird immer wärmer und die Mosquitos setzen uns immer mehr zu. Inzwischen ignorieren sie auch weitestgehend das Mosquitomittel, das wir nach der Flußüberquerung aufgetragen haben. Offensichtlich wird es Zeit für eine neue Ladung aber stehenbleiben ist nicht drin. Wir gehen so forsch voran, daß ich gerade eben so mitkomme. Eine Unterbrechung um den Rucksack abzusetzen mich einzusprühen und wieder aufzunehmen würde mich weit hinter die Truppe katapultieren.

Nach weiteren eineinhalb Stunden machen wir schließlich Rast. Insgesamt haben wir nun acht Kilometer geschafft. Ich kann kaum noch meinen Rucksack abnehmen, so schmerzt mir alles. Wir lagern an einem weiter Bach und ich kühle meine Füße im eiskalten Wasser. Das tut gut!


Nach der Durchquerung dieses Flusses machen wir eine kurze Rast

Dann wird etwas gegessen. Der Speiseplan ist derselbe wie die letzten Tage auch.

Plötzlich ziehen die schwarzen Wolken über einen Bergkamm. Das sieht nach Regen aus. Also wird das Essen um viertel nach fünf vorzeitig unterbrochen und wir marschieren los. Etwas zehn Minuten später fängt es zu regnen an. Wir streifen unser Regenzeug über und weiter geht es. Das Gelände wird schlüpfrig durch den Regen. Und wir haben immer noch zwölf Kilometer vor uns!

Der Hike wird sehr monoton. Es regnet ohne Unterlaß. Meine Fotoausrüstung habe ich zum Schutz vor Regen in den Bärenkontainer, in dem ich die von mir zu transportierenden Lebensmittel verwahren muß, untergebracht. Nach der Durchquerung eines kleinen Baches rutsche ich mit dem Fuß auf einem nassen Stein aus. Mein Versuch den Fuß umzusetzen scheitert kläglich und ich verliere das Gleichgewicht. Im letzten Moment versuche ich noch mich mit der rechten Hand abzufangen. Durch das Gewicht meines Rucksackes gelingt mir das jedoch nicht und ich stürze mit meinem Ellbogen auf einem spitzen Stein. Der Schmerz ist mörderisch und ich fühle die Finger meiner rechten Hand nicht mehr! Statt dessen habe ich das Gefühl, als ob mein gesamter Arm in einem Ameisebau stecken würde.

Erwin und Yvonne helfen mir auf und ich taste meinen Arm ab. Er tut immer noch übel weh, aber gebrochen ist wohl nichts. Er läßt sich - wenn auch unter schmerzen - voll bewegen.

Ich kühle den Arm im Bach aber das Gefühl in den Fingern will sich noch nicht wieder einstellen. Also packe ich wieder meinen Rucksack und weiter gehts.

Zum Glück ist der Trail seit der Pause durch einen brutalen Weg ersetzt worden, so daß wir zügig vorankommen.

Um halb acht erreichen wir schließlich den Fluß. Das sieht wirklich übel aus! Mehr als 20 Meter breit und mit hoher Fließgeschwindigkeit und unbestimmbarer Tiefe. Andi versucht den Fluß gesichert durch ein Seil zu durchqueren. Schon nach zwei Schritten geht ihm das Wasser bis zur Brust. Noch ein Schritt und der hängt im Seil und wird abgetrieben.

Auf der anderen Flußseite kampieren zwei Einheimische, die unsere Bemühungen beobachten. Weiterhelfen können sie uns aber auch nicht.

Er versucht es noch zwei mal an anderen Stellen aber auch dort ohne Erfolg. Wir beschließen daher erst einmal das Lager aufzuschlagen und morgen überzusetzen. Bis dahin muß uns aber noch etwas einfallen!

Andi sammelt alle wasserdichten Säcke ein, die wir noch haben, da er daraus evtl. ein Floß bauen will. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und wir bauen die Zelt im Flußdelta auf.

Zum Abendessen gibt es heute Spagetti al Pesto. Ich verdrücke gleich eine doppelte Portion, so hungrig bin ich durch diesen Gewaltmarsch geworden. Nach dem Essen sehen wir flußaufwärts einen Schwarzbären, der den Fluß durchquert, sich ein wenig schüttelt und dann im Unterholz verschwindet. Der kennt unsere Probleme offensichtlich nicht...

Um viertel nach elf schieße ich noch ein paar Panoramaaufnahmen und dann gehe ich zu Bett. Andi, Jöckel und Erwin sitzen noch zusammen und zermartern sich die Köpfe um doch noch eine Möglichkeit zu finden wie wir den Fluß überqueren können.