Der Brunch
Mei Frau hod vor kurzem zu mir gsagt, mir mißma unbedingt amoi zu an Brunch geh.
“I mog koan Brunch”, hob i gsagt, “und außerdem woiß i net, wos des is!” Sie hod gsagt, wer heitzdadog no net bei an Brunch war, der in net in. “Ja wenn des so is”, hob i gsagt, “dann gehma hoit, will in wui i scho sei.”
I hob dann im Lexikon nochgschaut, wos a Brunch überhaupt is. Des is englisch, drum sogtma “Brantsch”, und schreim doutma “Brunch”. Das Tunwort hoißt “branschn” und schreim duatma “brunchen”. Es handelt sich do um a Mischung aus Frühstück und Mittagessen.
Des ko wos wern, hob i mir denkt, wahrscheinlich a poor oide Semmeln mit Marmelad und a Schnitzel des wo vor Fett tropft.
Na sama zum Brunchen ganga, mit de zwoa Kinder.
Glei am Eingang der erste Schock: Do musst zeun, bevor du überhaupt ogfangt host! 32 Euro pauschal pro Erwachsener und für d´Kinder zehn Cent pro Zentimeter Körpergröße. Dafür Essen, Kaffee und Tee nach belieben – unbegrenzt.
Also, des geht ja guat o! 64 Euro für mi und mei Frau zoin, ohne dass i woas wos i dafür krieg. Kinder hamms gmessen, dass gwißt ham, was verlanga mißn. Und was macht unser Herr Sohn? Anstatt dass er se duckt und mir a weng sparn huift, strecktse der wia a Giraff, weil er stolz is, dass er mit siebn Jahr scho so groß is. Vo unserer Tochter wui i gornix sogn. De is elf Johr oit und hod so moderne Schu oghabt mit hohe Absätz. Bei der ham de Schuh alloa scho 5 Euro kost.
“Des nächste Moi, falls ma wieda zum brunchen genga, dann kimmst du mit Sandalen”, hob i zu ihr gsagt, “daßdas woast!” “Und wenn a Schnee liegt?” hods gfragt, “dann gehst barfuß, damit Sandalen net noß wern!”
Nacha samma eine in Speisesaal. I hob ma denkt, mi trifft da Schlog. Do war ein Buffet aufbaut, sowos groß hob i in meim ganzn Leben no net gseng. Da totale Wahnsinn. Hummer, Lachs, Shrimps, Kaviar. – Aber – a guate Sachen wie Pressog, warmer Leberkas, Gockerlhaxn. Und Salate. Und Obst. Und a hauffa warms Zeig: Lasagne, Cordon bleu, Schweiners mit Knödel, Pommfritzt, Nudeln. Und Nachspeisen: Schokocreme, Nusscreme, Eis und noch einiges, des wos i gornet kennt hob. Und Kaas in Massen, weil – der schließt den Magen.
Ja wenn des aso is, hob i mir denkt, dann is des wos anders! De 32 Euro verfriß i locker und de 2 Meter 84 von de Kinder notfalls a.
I wollt glei mit an drumm Teller hi ans Buffet und wos hoin. Aber mei Frau hot gsagt, des hot hoit koan Stil, wenn ma glei hirennt. Erst mißma uns hisitzn und wos zum Tringa bstelln. Also guat, wenn’s moand, dann bstellma hoit erst. D´Frau und i ham an Kaffee bstellt, d`Kinder wolltn an Spezi. “Es saufts an Tee” hob i gsagt, “der kost nix!” Aber d´Frau hot gsagt, sie kriang an Spezi. Des war mir dann wurscht. Auf jeden Fall bin i glei danoch hi ans Buffet.
Z´erst hob i mia amoi a ½ Pfund Lachs aufn Teller naufghaut. Weil grod beim Brunch gibt’s Leit, de san dermaßen rücksichtslos und fressen den deiern Lachs als ersts weg. I hob ma denkt, bevor dass so oana kimmt, pack liaber i den Lachs.
Zum Lachs hob i dann no an Heringssalat mit rote Beete dazuado, weil des hod farblich recht guat harmoniert, des blasse Rot vom Lachs und des kräftige Rot vom Heringssalat, a paar Tintenfischringe, süßsauer zwecks´n Eiweiß und dass a weng wos Herzhafts dabei is, hob i obn drauf zwoa Scheibn rotn Pressog glegt. Und drei Brezen, dass net z´gaach werd.
Wia des gessen war, hob i ma an Salatteller zammgricht, wegen der Vitamine. Da san Salate ideal. A guats Pfund reine Gsundheit hob i aufegschlicht auf mein Teller: Nudelsalat mit Sahne, Schweizer Wurstsalat, Eiersalat, Fleischsalat, Käsesalat pikant. Daß net z´gsund wird, no a dicke Scheibn warmen Leberkas. Und drei Brezn, dass net z´gaach wird. Is recht guat gwen, der Salatteller. Do hoaßts immer, wos gsund is, is net guat, so ein Schmarrn!
Auf sovui Gsundheit war ma dann wieder noch wos Herzhaften: Drei Gockerlhaxen in Aspik, a Pfünderl greicherter Aal und vier Schinkenröllchen mit Spargel, weil der Spargel is kalorienarm und harntreibend. Daß net z´gaach wird, no drei Brezn.
Apropos harntreibend: I hob ma dann a Weißbier bstellt, obwohl des separat wos kost hod. Aber nach 8 Tassen Kaffee brauchst amoi wos Gscheits, sonst hauts da den ganzen Mogn durcheinander. Und außerdem: Wenn Kinder den deiern Spezi saufa derfan, nacha werma i als Vater a a Weißbier genehmigen derfa, oder?
Noch dem Weißbier und de Schinkenröllchen hob i mir denkt, dass wos Warms zwischendurch not schodn kannt und bin wieda hi ans Buffet. I hob ma a Lasagne gnomma mit Pommfritz und vorsichtshalber no a Cordon bleu, weil bloß no 11 da gwesn san. Daß net zu exotisch wird, hob i no zwoa Scheibn Schweinsbraten draufglegt und zwoa Knödel. De Knödel ho i eispreizen miaßn, sonst hättses direkt vom Teller oweghaut. Daß net z´gaach werd, no drei Brezn.
Wia i grod mit meine eigspreizten Knödl vom Buffet wegwollt, triff i den Direktor von meiner Bank. I hob gmoant, i sieg net recht: Der hod auf seim Riesenteller oa dünne Scheibn Melone und zwoa winzige Scheibel Schinken, sonst nix! Der Mo zoit 32 Euro und dann isst er a Melone. Als Bankdirektor! I hob dann zu meiner Frau gsagt, daßma uns des genau überlegn miaßn, ob ma an so an Menschn überhaupt unser Geld anvertraun kennan. Der konn mit Geld net umgeh, der wirfts ja privat scho zum Fenster naus.
Nach de warmen Speisen war i eigentlich ziemlich satt.
Aber die guaten Desserts wollt i auf jeden Fall no probiern, scho aus Prinzip, dass i in bin. I hob nacha a Mischung aus verschiedene Cremes ghoid: Vanillecreme, Nusscreme, Schokocreme, insgesamt a schwachs Pfund. Und, dass net z´gaach werd, sechs Kiwi.
Und grod wia i vo der Vanillecreme auf d´Nusscreme umsteign wui, hob i speim miaßn.
I wius jetzt net näher beschreibn, aber des war koa schöner Anblick, wennst du im Restaurant kaasweiß über der Kloschüssel stehst und vor dir liegn 32 Euro in Naturalien.
Vielleicht is mei Bankdirektor doch net so dumm, wia i gmoant hob.