Donnerstag 19. Juli 2001

Ich wache um 8 Uhr auf und springe unter die Dusche. Um 11:15 sollen wir am Flughafen sein und einchecken. Da wir noch nicht wissen, an welchem Terminal wir einchecken müssen, sollten wir nicht auf den letzten Drücker kommen.

Nach dem Frühstück komplettieren wir unser Gepäck und packen das Zelt zusammen. Moni will noch ihre Filme zum entwickeln bringen und deshalb halten wir an einem Walmart an. Ich kaufe noch schnell Nähzeug, da ich meine Lederhose flicken will. Das Leder hat inzwischen einige Risse bekommen. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich mir wohl eine neue kaufen müssen.


Mit dieser kleinen Maschine fliegen wir nach King Salmon auf Katmai

Bereits um kurz nach 10 sind wir am Flughafen und finden auch sofort das richtige Terminal. Alles hat viel besser geklappt als geplant. Wir checken unser Gepäck ein und gehen danach mit Heinz noch Kaffeetrinken.

Pünktlich um 12:45 hebt die kleine Maschine ab in Richtung Katmai. Vorsorglich teilen uns die Stewardessen Ohrstöpsel aus. Das ist auch bitter nötig, wie wir sehr schnell merken, denn der Lärm der Maschine ist höllisch! Die Schallisolierung ist absolut ungenügend und die Zelle der Maschine vibriert auch noch.


In King Salmon erwartet uns ein Shuttle Bus, der uns zum Wasserflugzeug bringt

Nach etwa zwei Stunden landen wir in King Salmon. Am Flughafen erwartet uns schon ein Mann von der Katmai Air Fluggesellschaft mit der wir den Weiterflug per Wasserflugzeug zum Brooks Camp machen werden.

Eine kurze Busfahrt (wir sind die einzigen Fahrgäste) bringt uns zum Flughafen für die Wasserflugzeuge. Wir haben großes Glück: obwohl der Wetterbericht für die Umgebung für heute und morgen Regen angesagt hat, scheint die Sonne! Es gibt zwar einzelne Wolken, aber das erhöht nur den Kontrast der Landschaft.




Vor dem Abheben wird das Wasserflugzeug gedreht

Bevor wir in die Maschine einsteigen können, müssen wir erst mal auf die Waage steigen. Auch unser Gepäck wird gewogen. Keine Ahnung wozu das gut sein soll... Dann geht's über einen schwimmenden Bootssteg zum Flugzeug. Zusammen mit uns fliegen noch zwei Frauen, die einen Tagesausflug von King Salmon zum Brooks Camp gebucht haben. Die beiden sind typische Amerikanerinnen - daß da die Waage nicht zusammengebrochen ist...

Ganz hinten ins Flugzeug kommt das Gepäck. Auf den hintersten der freibleibenden fünf Sitze darf Moni klettern. Ich bekomme den "Copiloten-Sitz" zugewiesen. Die beiden fülligen Damen müssen sich auf die mittleren beiden Sitze quetschen. Das Handgepäck kommt unter eine Klappe im Bereich vor unserer Fahrgastkabine. Nur der Fotoapparat (ohne Fototasche) darf mit uns in die Kabine.

Moni ist ganz aufgeregt: endlich darf sie einmal mit einem Wasserflugzeug fliegen.

Nach kurzem Anlauf hebt die Maschine ab. Jedes kleine Luftloch nimmt die Maschine mit Genuß mit! Moni's Begeisterung für den Flug mit dem Wasserflugzeug läßt daher schon wenige Minuten nach dem Start rapide nach. Mich dagegen stört mehr das laute Fluggeräusch. Hier hätte ich die Ohrstöpsel wieder brauchen können, aber die habe ich in der anderen Maschine gelassen.

Nach 20 Minuten Flug setzt die Maschine in einer Bucht zur Landung an. Am Ufer stehen schon mehrere andere Wasserflugzeuge.



Als wir aus dem Flugzeug aussteigen gibt es gleich Bärenalarm! Ein Bär spaziert nur ein paar duzend Meter entfernt den Strand entlang. Wir müssen sofort in Deckung gehen.


Gleich nach der Landung gibt es den ersten Bärenalarm!

Nachdem die Gefahr vorbei ist, werden wir als erstes ins Visitor Center zum Einchecken geschickt. Im Rahmen dieses Eincheckens erhalten wir ein 10-minütige Videoeinführung (sogar auf Deutsch) in den Umgang mit Bären.

Regeln im Umgang mit Bären
  • Mindestens 50 Meter Abstand
  • Bären mit Jungen: mindestens 100 Meter Abstand
  • Mindestens 50 Meter Abstand
  • Bären mit Jungen: mindestens 100 Meter Abstand
  • Bären immer den Weg freigeben und ausweichen
  • Beim wandern durch unübersichtliches Gelände immer laut rufen, z.B. "Hallo Bär" damit der Bär nicht erschrickt, wenn er unvermittelt auf einen Menschen trifft, sondern ausweichen kann. Bären vermeiden wenn möglich den Kontakt mit Menschen, außer sie sind angefüttert.
  • Wenn dennoch eine Begegnung stattfindet: auf keinen Fall weglaufen! Weglaufen macht keinen Sinn: Ein Bär läuft 50 Meter in 3 Sekunden! Er ist auf Kurzstrecken schneller als ein Rennpferd! Stattdessen langsam rückwärts gehen und laut schreien und mit den Händen über dem Kopf wedeln um dem Bären zu zeigen, daß man ein Mensch ist. Bären sehen sehr schlecht.

Nach dem Vortrag erhalten wir einen Anstecker, den wir ständig gut sichtbar tragen sollen. Dieser weist aus, daß wir die Instruktionen erhalten haben.

Nach dem Einchecken müssen wir noch kurz hoch zur Brooks Lodge, um dort unseren Rückflug zu arrangieren. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, wollen wir endlich mit unseren Sachen zum Zeltplatz gehen, da gibt es schon wieder Bärenalarm! Eine Bärin mit drei Jungen spaziert gemütlich am Strand entlang. Drei Junge sind bei Grizzlies eigentlich sehr selten, hier im Brooks Camp dagegen eher der Normalfall. Dies hängt mit dem Überangebot an Futter während der Lachssaison zusammen. Normalerweise haben Grizzly-Bären zwei Junge.


Als wir zum Campground gehen wollen, müssen wir unversehens umkehren, da eine Bärin...


...mit drei Jungen am Strand entlang läuft.


Zum Glück haben wir wenigstens eine Karre fürs Gepäck!

Nachdem die Bärin mit Ihren Jungen weitergezogen ist, können wir endlich zum 500 Meter entfernten Campingplatz gehen und unser Zelt aufbauen. Das Camp hat einen speziellen Food Cache, in dem wir alle Lebensmittel lagern müssen. Verzehren dürfen wir sie nur in einem der drei Cooking Shelters. Entgegen unserer Annahme enthalten diese Shelter allerdings keine Kochgeräte. Wir müssen uns daher einen Benzinkocher von einem freundlichen Zeltnachbarn leihen.

Vorber packen wir aber unsere Fotoausrüstung zusammen und gehen zu den Aussichtsplattformen, von denen aus man die Bären beim Fischen beobachten kann.


An der Lower Platform treffen wir die Bärenmutter mit ihren drei Jungen wieder.


Die Mutter fängt gerade einen Lachs und füttert damit ihre Jungen



An der Lower Platform sehen wir die Bärenmami mit ihren drei Jungen wieder. Bärinnen mit Jungen jagen meist hier flußabwärts der Fälle nach Lachs, da die männlichen Bären die Bärenjungen durchaus als willkommene Zwischenmahlzeit betrachten können. Die Jungen folgen ihrer Mutter durch den Fluß. Die Mutter spaziert dabei aufrecht gehend, während die kleinen hinter ihr herschwimmen.

Als die vier außer Sicht sind wandern Moni und ich hinauf zur Aussichtsplattform an den Brooksfällen. Hier halten sich momentan sieben Bären auf.


An der Upper Platform sehen wir sieben männliche Bären, die sich entsprechend...


ihre Rangordnung auf die besten Fischplätze verteilt haben.



Die Rangordnung der Bären ist leicht erkennbar: die stärksten Bären haben die besten Fischplätze. Und wehe ein unterprivilegierter Bär belegt einen Fischplatz, während der "Besitzer" gerade einen gefangenen Lachs verspeist. Meist reicht in solchen Fällen schon ein wildes Schnauben und der freche Eindringling eilt zurück an seinen eigenen Fischplatz.



(Weitere Bärenfotos findet ihr in dieser Sonderserie)

Einer der Bären hat ein Spitzenplatz direkt vor der Aussichtsplattform oberhalb der Fälle. Er steht hier und wartet einfach, bis einer de Lachse beim Versuch die Wasserfälle hochzuspringen an seienm Maul vorbeispringt und schappt dann zu. Innerhalb einer Stunde hat er so ganz bequem sieben Lachse verspeist! Als es langsam kühler wird gehen wir zurück zum Campingplatz um zu Abend zu essen.

Ich spaziere hoch in die Lodge um mir eine Cola zu gönnen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz sehe ich am Ufer - nur ca. 10 Meter entfernt, da der Weg zum Campingplatz parallel zum Strand verläuft - wieder einen einzelnen Bären. Mein Herz klopft doch etwas, als dieser nur wenige MEter entfernt an mir vorbeigeht, ohne mich zu bemerken. Moni kommt später denselben Weg entlang und aht ebenfalls eine unheimliche Begegnung mit dem Bären. Sie meint, daß das für diesen Urlaub eigentlich schon genug Aufregung gewesen sei.

Um halb eins gehen wir schließlich zu Bett.